Der offizielle Name des Fronleichnamsfestes lautet:
"Hochfest des Leibes und Blutes Christi".
Die Kirche feiert die Einsetzung der Eucharistiefeier, also jener Gottesdienstform, in der Christus in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist und in der Kommunion empfangen wird.
Der Ausdruck Fronleichnam kommt aus dem Mittelhochdeutschen: fron (= Herr) und lichnam (= Leib).
Das Fest entstammt einer mittelalterlichen Frömmigkeitsform, bei der es vor allem auf das Schauen auf die konsekrierte Hostie, weniger auf den Vollzug der Feier ankommt.
Eingeführt 1264 geht das Fest Fronleichnam auf eine Vision der Nonne Juliane von Lüttich zurück.
Zur Popularität verhalf dem Fest erst der Brauch der Fronleichnamsprozession.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für Fronleichnam
(Hochfest des Leibes und Blutes Christi),
(Mk 14,12-16.22-26)
Es ist schon recht eigenartig, was die Katholiken am heutigen Fest machen (und weshalb dieser Tag auch ein arbeitsfreier Feiertag ist): Überall in Land und Stadt gehen sie festlich, freudig in Prozessionen vor oder hinter einem Stück Brot her, das in goldenen, prächtigen Behältern ausgestellt und gezeigt wird. Dieses Stückchen Brot wird in Weihrauchwolken gehüllt, immer wieder beugen die Teilnehmer davor die Knie. Mehrmals wird damit feierlich die Menge gesegnet.
Beim großen "Stadtumgang" in der Wiener Innenstadt darf ich selber die "Monstranz" (so nennen wir das Behältnis für das kleine Stück Brot, das wir "Hostie" nennen) tragen. Dabei bewegt mich immer wieder die Frage: Was geht wohl in den Herzen und Gedanken der Touristen vor, die das zum ersten Mal sehen? Folklore? Ein "einheimischer Brauch"? Ein unverständliches religiöses Ritual?
Und doch erlebe ich, wie viele Menschen mitgehen, innerlich, aus Überzeugung, oder auch aus einer Art Neugier, die sich von dem Geschehen berühren lässt. Was aber ist das Geschehen? Was ist das Geheimnis der kleinen weißen Hostie?
Am Anfang steht ein Abendessen. Es war von besonderer Art: ein jüdisches Pessach-Mahl. Die Berichte darüber sind historisch zuverlässig. Der Ort ist bekannt. Der Ritus des Mahles ist den Teilnehmern bestens vertraut. Plötzlich, an zwei wichtigen Stellen des Ablaufs, macht Jesus etwas Neues, Ungewohntes. Sie haben es nie mehr vergessen. Seither wurde es unzählige Male wiederholt.
Beim Brotsegen sagt Jesus unerwartet: "Das ist mein Leib". Er bricht das Brot und teilt es aus. Später, nach dem Essen, nimmt Jesus den kostbaren "Segensbecher", der bis heute beim jüdischen Ostermahl gebraucht wird und spricht ganz neue Worte: " Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird."
Er sagte nicht: Das Brot bedeutet meinen Leib. Er sprach nicht von einem Symbol, einem Zeichen, sondern gebraucht die klaren Worte "das ist". So haben es die Apostel verstanden und sie haben es geglaubt. Brot und Wein sind nun, nach den Worten Jesu, wirklich Sein Leib und Sein Blut. In Wirklichkeit wird nicht ein Stückchen Brot durch die Straßen getragen. Die kleine weiße Scheibe in der Monstranz ist wirklich der Leib Christi geworden. Nicht Brot wird angebetet, sondern Gott; Gott in der armen, bescheidenen Gestalt des Brotes.
An Fronleichnam tragen wir Gott durch die Straßen und Gassen unserer Städte und Dörfer. Gott hat sich klein gemacht und ist ein Menschenkind geworden: Jesus, der Sohn Gottes. Und noch kleiner hat Er sich für uns gemacht: Brot will Er sein, Nahrungsmittel für uns Menschenkinder. Im kleinen Brot der große Gott!
Ein Gott, der uns so nahe ist, wie leicht wird Er übersehen! Doch wie stark ist es, Ihm zu begegnen! An all das muss ich denken, wenn ich die Monstranz mit dem nahen Gott, der für mich Brot wurde, durch die Menschenmenge tragen darf. Das Schönste dabei ist es, zu wissen, dass Er alle segnet, die Nahen und Fremden, die Glaubenden und die, die sich damit schwer tun. Darum ist Fronleichnam ein so froher Tag. Komm mit! Er hat Segen auch für dich!